Herr Falschgold
Seit dem Mittelalter heißt der potentielle Thronfolger bei unseren westlichen Nachbarn Dauphin. Das klingt nicht nur wie Delfin, trug der kleine Prinz und seine Garde doch die possierlichen Säugetiere auf ihren Uniformen. All das lehrte mich das Internet 25 Jahre nach meinem ersten bewusstseinsverändernden Gratin Dauphinois in einem ziemlich edlen Restaurant nahe Lyon. Was ich auch lernen musste: Nein, das Gericht wurde nicht (wie jahrzehntelang von mir gedacht und verbreitet) von einem Leibkoch zu Ehren des Kronprinzen irgendwann zu Zeiten Louis XIV erfunden, sondern von den Bauern der Gegend, dem Dauphiné im Südosten Frankreich, in der der kleine Racker mit seinen Lakaien jagen ging, um sich hinterher von den Eingeborenen die Wildschweinkotelets sautieren zu lassen. Weil man damals, und der Franzose sowieso, nicht Keto war, mussten dazu Kohlenhydrate auf den Tisch und der Bauer im Dauphiné hatte hauptsächlich Kartoffeln und Milchkühe übrig, nachdem der Vati des Schmarotzers (bzw. seine Lehnsherren) ihn ordentlich feudalistisch ausgesaugt hatten. Dessen Frau schälte also die patate (oder “la pomme de terre”, wie der königliche Lausebengel hochnäsig sagte), schnitt sie in so hauchdünne Scheiben, wie es das Messer zuließ, kochte sie 5 Minuten in fetter Sahne an, butterte eine Form, schichtete Kartoffelscheiben wirklich sorgfältig ein, Salz und Pfeffer dazwischen und haute sie in den Ofen, bis alles ein bisschen angebrannt und eingedickt war. Klingt nach nichts Besonderem und ist wohl die beste Zubereitung für Erdäpfel (wie sie dumm der Österreicher übersetzt). Der Franzose kennt sich halt aus.
Im Hochommer ist die Beilage, die sonst wirklich zu Allem geht, ein bisschen zu schwer, eine Vichyssoise aber eventuell zu leicht. Aber, ein Kompromiss wurde kürzlich gefunden und zwar in einem hervorragenden Kochbuch von Anna Jones: Die nämlich fügt der Kalorienbombe rote Beete (einfach die gekochten aus der Kühlecke) und, what? no?! Oui!!, Rhabarber hinzu! Und zwar im Verhältnis 1:0,5:0,25 (also 1kg Kartoffel, 500g Beete, 250g Rhabarber). That's it. Ok, und wenn man hat diesen roten Pfeffer, der gar keiner ist. Klingt ein bisschen crazy, funktioniert aber phänomenal. Das macht man also künftig ein paar Stunden vor der Grillparty, hält es ein bisschen warm und lässt sich dann gut feiern.
Und wer auf Anleitungen steht, für den hab ich das hier mal raubkopiert:
Irmgard Lumpini
Laura Lippman hat ein neues Buch veröffentlicht. Freund*innen unserer Show kennen meine Hochachtung und Liebe vor ihr: ich habe nicht nur alle Werke der Tess Monaghan Serie gelesen, sondern “The Lady in The Lake”1 auch für Studio B rezensiert. Aber machen wir uns nichts vor: sie ist einfach sehr lustig, schreibt die besten Witze und lässt uns in einem Substack an verschiedenen Ereignissen ihres Lebens teilhaben. Der Name ihres Substack-Blogs ist Shaved Meats, Piled High!
Der Ferienhit für den Sommer (ok, vielleicht 3 Abende) heißt “Murder Takes a Vacation”, die Protagonistin ist eine Nebenfigur der Tess Monaghan Series, und Laura Lippman lässt es krachen.
Anne Findeisen
Eine echte Offenbarung die ich kürzlich hatte, war das Konzert der australischen Band The Teskey Brothers in der Zitadelle Spandau. Natürlich gefiel mir die Band schon aus der Konserve, weshalb ich mich für Konzerttickets entschied, um zu verifizieren, ob dies live noch getoppt werden könnte und das tat es, aber sowas von. Zunächst ist zu erwähnen, dass ich auch die Zitadelle als Konzertlocation nicht kannte und davon direkt sehr positiv angetan war. Unter freiem Himmel, in schöner Umgebung und bei optimaler Wetterlage überzeugte bereits die Vorband Jalen Ngonda. Das Konzert der Teskey Brothers war jedoch so überwältigend schön und ergreifend, dass kein Auge trocken blieb. Außerdem wirkte die Band so authentisch sympathisch, dass es einfach nur eine Freude war, sie auf der Bühne agieren zu sehen.
Wer sie also noch nicht kennt, dem kann ich nur empfehlen mal reinzuhören und wer die Möglichkeit hat sie live zu sehen, sollte das unbedingt tun.
das ist NICHT aus der erwähnten Serie, aber unbedingt zu empfehlen!