Mixer März 2024: Worte, Orte und surprise: Rilke, Rainer Maria.
London, New York, China, Dresden & ein Gedicht.
Herr Falschgold
Wir lesen ja nicht nur im Studio B, wir hören auch, also Musik und Zeugs, und wenn ich beides verbinden kann, geht es mir fast am besten. Das liefert der Newsletter “Low budget, High spirit” jede Woche in feinstem denglisch, sehr coole Schreibe und, für einen Newsletter nicht üblich, in grandiosem Design. Ich bin lange raus aus der Szene und lerne jede Woche neuen shit, so soll das sein:
Wenn man noch weniger von etwas versteht, aber dennoch fasziniert darüber lesen möchte, diesmal in reinem Fleet-Street-English-Insider-Slang gibt es seit über 20 Jahren “Popbitch” (und ich bin eindeutig zu sonntagslazy um zu schauen, ob ich das Ding schon mal empfohlen habe). Wenn man es zum ersten Mal in der Inbox hat, ist es fast unlesbar, aber es strahlt eine fast anthropologische Faszination aus. Man muss es wenigstens mal zwei Wochen abonniert haben, kostet nix außer Übersetzungsschweiß und selbst danach ist die Lookup-Funktion (oder Vergleichbares) essentiell, denn man kennt nur 20% der erwähnten Skandalbrüder und -schwestern, ist danach aber irgendwie froh, dass man die Knallchargen dann doch mal kennengelernt hat.
Entstanden ist der Newsletter vor über 20 Jahren für all den Londoner Gossip, der sich selbst nach den doch eher abenteuerlichen journalistischen Standards der britischen Yellowpress nicht wirklich verifizieren ließ. Das alles ist ziemlich Londonspezifisch und für Dein Leben komplett irrelevant, Anthropologie halt.
Relevant wird es dann nächste Woche wieder für alle, die ohne Studio B Rezensionen nicht können, ich bespreche zur Abwechslung mal eine Brandneuerscheinung, zumindest auf Deutsch kam “Die Fletchers von Long Island” von Taffy Brodesser-Akner erst Anfang März raus. Von mir im Herbst schon mal fast kurzverrissen habe ich das dann ein paar Monate später wieder zurückgezogen, Literaturkritik ist schließlich keine exakte Wissenschaft und selbst Anhänger der Himmelswissenschaften müssen ab und an zugeben, dass sich eventuell nicht das ganze Universum um die Erde dreht, sondern um die Sonne, oder so, ich bin kein Astrologe. Aber die große Honigscheibe ist draußen gerade zu sehen, also Schluss und bis zur nächsten Woche, wer es nicht verpassen will und noch nicht abonniert ist, here is a button:
And now, over to..
Irmgard Lumpini
Warum in die Ferne schweifen?1
Meine Studio Asterisk* Empfehlung ist ein seltsamer Ort auf dem Weißen Hirsch, nämlich der Chinesische Pavillon. Trotz größerer Bemühungen der Stadt und des Vereins, die sich um eine größere Bekanntheit des Chinesischen Pavillons zu kümmern, war ich erst im letzten Jahr zum 1. Mal da und hörte ein klassisches Konzert ukrainischer Künstler*innen, die in Dresden teilweise studieren und teilweise Exil fanden.
Das Programm ist für meinen Geschmack zumindest seltsam, aber auch überraschend. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, den Newsletter zu den Veranstaltungen zu abonnieren!



Anne Findeisen
In den kommenden vier Wochen wechselt das Studio B wieder in seinen Rezensionsmonat. Daher gibt es an dieser Stelle noch ein von mir favorisiertes Rilke-Gedicht, um die Wartezeit bis zum nächsten Rilke-Beitrag zu überbrücken und für die Eine oder Andere vielleicht die Möglichkeit, eines seiner weniger bekannten Gedichte zu entdecken.
Weißt du, ich will mich schleichen
leise aus lautem Kreis,
wenn ich erst die bleichen
Sterne über den Eichen
blühen weiß.
Wege will ich erkiesen,
die selten wer betritt
in blassen Abendwiesen -
und keinen Traum, als diesen:
Du gehts mit.
(In: Rainer Maria Rilke. Die Gedichte. Insel Verlag, S. 95)
Eine wirklich komische Frage, wenn man darüber nachdenkt, schließlich gibt es 2.9419 Mio. sehr offensichtliche Gründe (besseres Wetter, anderes Wetter, andere Natur, Meer, Essen, Menschen, politische Systeme, Landschaft, Ereignisse kultureller Art, Fußball etc. etc.)