Die trinkende Frau oder Leave the world behind
...oder: zwei Möglichkeiten sich für ein bis zwei Stunden gut die Zeit zu vertreiben.
Wer sich in der Hitze der Tage nicht entscheiden kann, wie er seine Zeit neben Schwitzen und vielleicht Baden gehen noch anderweitig sinnvoll verbringen kann, dem sei gesagt: Rettung naht! Zunächst einmal gibt es die großartige Möglichkeit ein Buch zur Hand zu nehmen, so wie mir das folgende kürzlich erst geschenkt wurde. Der Name Elisabeth Raether war mir bis dahin unbekannt, aber das geht sicher längst nicht allen so. 2008 veröffentlichte sie nämlich zusammen mit Jana Hensel das Buch Neue deutsche Mädchen in dem es um den Aufbruch aus Ost und West in die Großstadt geht, aber auch um Freundschaft, den Job, Männer und vor allem um Feminismus in der Nachwendezeit, der sich zu dem von Alice Schwarzer deutlich unterscheidet. Für das Zeit-Magazin arbeitend, veröffentlichte Elisabeth Raether weiterhin eine regelmäßige Kolumne mit dem Titel Wochenmarkt, welche auch in Form von Kochbüchern veröffentlicht wurde. In meiner Empfehlung heute geht es aber, die meisten haben es schon vermutet, nichts ums Essen, sondern mal wieder um das Trinken.
Unter dem Titel Die trinkende Frau veröffentlichte der Piper Verlag im Jahr 2016 eine Reihe von 25 ihrer Kolumnen, die in der Zeit zwischen 2011 und 2016 erschienen. In diesen befasst sie sich mit allerhand Themen, die einem als Frau, die sich in der Öffentlichkeit bewegt und trinkt, sicher selbst schon mehr als einmal durch den Kopf gegangen sind. Zumindest ging es mir so. Ohne zu viel zu verraten, denn das Büchlein ist ohnehin nicht sehr dick und schnell gelesen, geht es unter anderem um die Gründe fürs Trinken und dass man sich derer nicht schämen muss, ob man nun allein oder in Gesellschaft trinkt. Aber auch darum, was es für Frauen eigentlich bedeutet, zusammen zu trinken oder wie man einen Pärchenabend am besten sprengen kann. Es ist eine witzige, ernste und kurzweilige Zusammenstellung ihrer Kolumnen, in denen auch fast immer die Emanzipation der Frau eine wichtige Rolle spielt und die so viel Wahrheit beinhaltet. Ein Beispiel: „Es ist ein jahrtausendealtes, exotisches Ritual zwischen Frauen, das man vielleicht mal in die UNESCO-Liste immaterieller Kulturgüter aufnehmen könnte: sich am nächsten Tag für alles Mögliche entschuldigen. Fiele Männern nicht ein, glaube ich.“ (S.42) Amen. Daher eine Leseempfehlung für alle Geschlechter und ein kühles Getränk lässt sich, nicht nur bei den aktuellen Temperaturen, sicher auch sehr gut dazu genießen. Cheers!
Wer die Welt für zwei Stunden beispielsweise auf dem Sofa lümmelnd vor dem Fernseher hinter sich lassen will, dem sei, ohne die quälend lange und frustrierende Suche bei diversen Streaming Diensten, ein Film empfohlen, der vor circa einem Jahr das Licht der Welt erblickte. Es handelt sich um den Thriller Leave the world behind, welcher mit Julia Roberts, Mahershala Ali und Ethan Hawke noch dazu eine Starbesetzung vorweisen kann. Das Thema des Films – es geht um einen Kollaps der Gesellschaft, Krieg, äußere Bedrohungen und die Fragilität unserer Gesellschaft im Großen wie im Kleinen – sind nicht neu, aber gut erzählt und darstellerisch sehr gut umgesetzt. Der Film lässt fast nie die übliche Panik- und Katastrophenstimmung aufkommen, die solchen Filmen eben oft innewohnt und manche mögen das langweilig finden, aber mir hat die eher ruhige Art des Erzählens besonders gefallen. An Spannung hat es dennoch keineswegs gemangelt und die Leerstellen, die der Film lässt, indem er dem Zuschauenden nicht alles erklärt, haben hierzu noch beigetragen und regen zum Nachdenken an. Das Ende war für mich bis kurz vor Schluss nicht vorhersehbar, aber als mir dann aufging, wie die letzten Minuten des Films einfach sein müssen, wie er enden muss und es dann auch genau so kam, war ich umso beseelter. Und ein bisschen lustig ist es auch. Daher meine Empfehlung. Interessanter Fakt: Zu den Produzenten gehören Michelle und Barack Obama.